Jahresrückblick 2024 – Teil 2

Im ersten Teil haben wir auf die Sieger des Jahres 2024 geschaut. Teil zwei beschäftigt mit sich den Dingen, die aus 2024 darüber hinaus in Erinnerung geblieben sind. Zunächst eine Ergänzung zum ersten Teil. Boule4u hatte gemeldet, dass die fleißigen Ensdorfer nach 2025 eine DM Pause machen werden. Ferdi Lay hat sich gemeldet, die Ensdorfer veranstalten in 2025 zwei DMs und entscheiden von Jahr zu Jahr, ob sie weitere DMs stemmen können oder nicht. Eine Entscheidung für eine Pause gibt es nicht.

Die Medien

Unser Sport findet weder in der Sportschau noch in anderen Medien eine Beachtung. Wer Informationen im Netz sucht, hat seit 2024 eine Adresse weniger. Roland Netter’s qlaq.de hat im Sommer seinen Dienst eingestellt, die „Boule Medien“ Landschaft verliert einen der wenigen Berichterstatter.

Beim DPV ging mit Michael Regelin der langjährige Vize Kommunikation von Bord, bzw. er wurde in ein CEP Amt gewählt und trat wegen der Doppelbelastung zurück. Mit Heike Marten verlor der DPV ein weiteres Teammitglied. Der Posten des Vize Kommunikation ist nach neun Monaten noch vakant, das kleine Team versorgte uns mit vielen Live Bildern und nach einer Übergabephase auch wieder mit Informationen auf der Webseite. Im September stellte sich das Team selber vor und merkte richtig an „Wir sind nicht für investigativen, kritisch hinterfragenden Journalismus rund um das Thema Boule/Petanque zuständig“.

Diese Lücke füllen nun nur noch petanque-aktuell, boule4u und vorne weg ptank.de. Und schon kommen wir zu DEN Highlights des Jahres 2024.

Aufstiegsgate

Vier aus zehn = Bundesligaaufstiegsrunde. Am Ende des Wochenendes Ende Oktober in Gersweiler ergab sich die folgende Tabelle

Vor Ort war sich die Jury sicher, dass dies die korrekte Tabelle ist. Neben den klaren Aufsteigern Diefflen und Achern wurden Jever und Oppau aufgrund der gewonnen Spiele gegen Lübeck als Aufsteiger Nummer drei und vier ausgerufen. Stichwort „direkter Vergleich“. Oppau feierte ausgiebig, Lübeck trat frustriert die Heimreise an. Doch es gibt Menschen außerhalb der DPV Gremien, die lesen die DPV Richtlinien und fanden den folgenden Ausschnitt:

Quelle: DPV

ptank.de berichtete als erster darüber. Mir war die Regelung nicht geläufig, aber nach dem ersten Lesen war mir klar, das wurde vor Ort falsch entschieden. Als Programmierer hat man viel Erfahrung mit „oder Bedingungen“ und die oben dargestellte ist eindeutig. Es entwickelte sich eine Diskussion in den sozialen Medien und der DPV regierte mit einer Stellungnahme und stellte sich hinter die Jury Entscheidung

Quelle: DPV Webseite

Damit war das erste Eigentor geschossen. Das DPV Präsidium stellt sich hinter die „falsche“ Jury Entscheidung und bezieht sich auf die eigenen Richtlinie, die aber eindeutig etwas anderes aussagt. Danach keine weiteren Informationen zu diesem Thema seitens des DPV.

Auch wenn man nicht für kritische Berichterstattung zuständig ist, Transparenz sollte ein wichtiges Anliegen sein. Ein, „wir halten zunächst an dem Jury Entscheid fest, bei Protesten der Betroffenen entscheidet das Verbandsgericht“, wäre eine gute Möglichkeit gewesen.

Dass Proteste eingelegt wurden, konnte man dann bei den „kritischen“ Medien lesen. Kurz vor Weihnachten dann das Urteil des Verbandsgerichts, Lübeck steigt statt Oppau auf, die ausführliche Begründung kann man nachlesen. Leider nicht nachlesen, kann man in dem Bericht ein Bedauern oder eine Entschuldigung des DPVs. Fehler werden gemacht, aber der Umgang mit denen kann unterschiedlich ausfallen. Erst nach der Stellungnahme der Oppauer (siehe unten) sah sich der DPV Präsident genötigt, mit einer eigenen Stellungnahme zu reagieren. Über deren Inhalt kann sich jeder eine eigene Meinung bilden. Ein „da haben wir einen Bock geschossen und das tut uns leid“ ist nicht heraus zu lesen.

die korrigierte Tabelle nach dem Urteil des Verbandgerichts

Fazit

Die Jury in Gersweiler hat einen Fehler gemacht und das DPV Präsidium sehr unglücklich reagiert. Die Oppauer können einem nur leid tun, sie wurden zum Aufsteiger vor Ort gekürt, vom DPV Präsidium gestützt, wochenlang in der Schwebe gelassen, um dann kurz vor Weihnachten den Weg in die DPB versperrt zu bekommen. Die Lübecker stehen als „Sündenböcke“ da, es gibt tatsächlich Stimmen wie „warum haben die nicht sportlich ihre Niederlage hingenommen, sie haben ja gegen die beiden anderen verloren“. Das mit den beiden Niederlagen stimmt, spielt aber keine Rolle, denn nach der DPB Richtlinie sind sie sportlich aufgestiegen. Und sie haben ihr Recht durchgesetzt. Der Fehler liegt ausschließlich beim DPV. Oppau drücken wir die Daumen, dass der Aufstieg 2025 gelingt. Lübeck wünschen wir, dass sie fair in der DPB begrüßt werden und sie sich noch entsprechend verstärken konnten. Kurz genug war die Zeit zwischen dem Urteil und der Wechselfrist.

Ein Eilverfahren wäre hier der richtige Modus gewesen. Und der DPV sollte die korrigierte Tabelle einmal veröffentlichen.

Hoffnung

Der DPV hat angekündigt, die Richtlinie zu überarbeiten. Toll wäre es, den Modus der Aufstiegsrunde zu ändern. Das System mit den zwei Gruppen, gesetzt und aufgeteilt nach den Ranglistenpunkten, ist nicht fair. Die Ranglistenturniere finden meist im Süden statt, die Spieler aus dem Norden werden oft weniger Ranglistenpunkte haben. Vorschlag: Fünf Runden Schweizer System, die Plätze 1-4 nach den fünf Runden steigen auf, Tabelle nach Siegen, Spielen, Punkten.

Zum Thema Transparenz. Bis heute hat der DPV die Gruppeneinteilung und die Ranglistenpunkte nicht veröffentlicht. Dass der vorgesehene Spielplan nicht eingehalten wurde, ist nur eine Randnotiz.

Rücktritte im Damenkader

Auf ptank.de angekündigt und auf Facebook vollzogen. Am 23.9. erklärten die Nationalspielerinnen Carolin Birkmeyer, Anna Lazaridis und Eileen Jenal ihren Rücktritt aus dem Damenkader. Damit verlor der DPV die drei Damen, die für die letzten internationalen Medaillen verantwortlich waren. Caro und Anna holten im Juni Bronze bei der Doublette EM, Anna holte ebenfalls Bronze mit Matze Laukart im Mixte. Eileen konnte mit Verena Gabe 2022 in Karlslunde WM Bronze holen. Caro war erst 2024 in den Kader zurückgekehrt, Anna war seit 2023 wieder im Kader, Eileen war das Gesicht der Damen in den letzten fünf Jahren. Der Rücktritt wurde ausführlich von den Dreien begründet (siehe unten), es gab Kritik an der Bundestrainerin und am DPV. Eine Stellungnahme des DPV gibt es dazu nicht.

Ende des Jahres wurden Fakten veröffentlicht. Der neue Kader für 2025 der Frauen Bundestrainerin Lara Koch wurde präsentiert. Bei den neuen Kaderspielerinnen gab es einige Überraschungen, die Kriterien, nach denen der neue Kader zusammengestellt wurde, wurden nicht dargestellt.

Die Rücktritte werden nach wie vor auf der DPV Webseite mit keinem Wort erwähnt.

Fazit

Der DPV hat in den letzten Jahren aus verschiedensten (nicht nur privaten) Gründen Kader Spielerinnen verloren. Die Ausgeschiedenen lesen sich wie das „who is who“ im deutschen Petanque, dem jungen neuen Kader und der Bundestrainerin kann man nur alles Gute und viel Erfolg für die Zukunft wünschen. Dass sich der Rücktritt anscheinend nicht vermeiden ließ, ist für die Betroffenen bedauerlich. Für den deutschen Petanque Sport ist es sehr schade, denn eigentlich sollten doch „die Besten“ für Team D an den Start gehen.

Hoffnung

Der Nachwuchs (Jugend, Espoirs) im Damen Bereich feiert dauerhaft Erfolge. Es gilt die jungen Damen zu fördern und in den Damen Bereich zu überführen. Dort wäre eine Kontinuität wünschenswert. Kontinuität auf der Trainerposition und im Kader.

Alkohol und Drogen

Alle Jahre wieder beschäftigt den DPV das Thema Alkohol und Drogen. Bei den vielen Turnieren geht das eine oder andere Bierchen über die Theke, Freundschaften werden mit einem Pastis besiegelt und der süßliche Geruch von 2024 legalisierten Pflanzen wabert über die Plätze. Die Veranstalter der Turniere setzen den einen oder anderen Euro mit dem Verkauf von alkoholischen Getränken um.

In der Regel läuft das alles in geregelten Bahnen, ab und an gibt es einen traurigen Ausrutscher. Diese Jahr versuchte der DPV das Problem durch eine Initiative zu lösen.

Vom DPV vorgestelltes Schild

Das Aufhängen dieses Schildes (Alu, 24,90 Euro im DPV shop) soll die Probleme lösen. Verbunden mit der Aufforderung an die Ausrichter: „Deswegen setzt der DPV auf die Eigenverantwortung der Ausrichter, die sich dazu bekennen sollten: Wenn Sport betrieben wird, wenn Jugendliche anwesend sind, dann haben Alkohol und Drogen auf dem Bouleplatz nichts verloren.“

Wird das ein Erfolg werden und warum jetzt? Der Aufhänger war der letzte DPB Spieltag. Dort wurde vor den Augen des SWR Kamerateams getrunken und gekifft und dies wurde dem DPV gemeldet. Ich bin gespannt, wie oft ich dieses Schild im nächsten Jahr sehen werde und ob sich auf dem Platz etwas ändern wird.

Nimmt man den Petanque Leistungssport, dann haben weder Cannabis noch Alkohol im Blut der Sportler etwas verloren. Möchte der DPV einen sauberen Sport, dann muss er für einen sauberen Sport sorgen. Schilder designen und vertreiben, wird da nichts nützen. Konsequente Kontrollen und entsprechende Strafen bei allen Lizenz Veranstaltungen würde einen Effekt erzielen.

Oder man macht so weiter wie bisher. Um auf Mannheim zurückzukommen. Dort gab es einen abgesperrten Bereich, ab dem nicht geraucht und Alkohol getrunken werden durfte. Dies hinderte einige der Spieler nicht, zu den auf dem Schild dargestellten Substanzen zu greifen. Dies auch im Schatten des DPV Zeltes vor den Augen der DPV Offiziellen.

Vermischtes

Spieler des Jahres

Zum zweiten mal gab es auf boule4u die Wahl zu den Spielern des Jahres. Die Ergebnisse 2024 gibt es hier

Song des Jahres

Im März schallte ein neues Lied über die deutschen Boule Plätze. „Ist das Reinhard Mey“ wurde gefragt. Nein, das ist Jakob Heymann, der seine Liebe zum Spiel vertont hat. Wie er boule4u verraten hat, gibt es für jeden Protagonisten im Lied ein echtes Vorbild. Wer gemeint ist, wird sich erkennen.

Und das Interview mit Jakob dazu

boule4u

Auf boule4u war es im zweiten Jahr etwas ruhiger. Ein „Ein Mann Projekt“ neben dem Beruf und dem eigenen Spielen erfordert viel Zeit und Energie. Das Thema „Streamen von DPV Veranstaltungen“ war auch 2024 aktuell. boule4u hätte gerne aus Bad Pyrmont additiv übertragen, dies wurde vom DPV nicht gestattet. Viele andere durften in 2024 von DPV Veranstaltungen übertragen, boule4u hat eine Gleichbehandlung angemahnt. Während der DPB in Mannheim gab es ein Gespräch mit dem Vize Inneres, für 2025 wurden die Möglichkeiten einer Vereinbarung zwischen dem DPV und boule4 besprochen. Ein Entwurf wurde erarbeitet. Der DPV hat die Übertragung des Euro Cups durch boule4u unterstützt. Mal sehen, ob es in 2025 eine Zusammenarbeit geben kann.

Der Fernsehgarten

Olympiade in Paris, das ZDF sendete einen Fernsehgarten Spezial mit Themen rund um Frankreich. Großartig, dass das Thema Boule dort einen Platz fand und durch eine DPV Abordnung präsentiert wurde. Lara Koch und einige Spieler zeigten Kiwi und Co, was den Reiz unseres Spiels ausmacht. Ob der Auftritt für einen positiven Schwung sorgte, ist nicht bekannt.

Noch mehr Fernsehen

Zwei weitere Fernseh-Teams machten sich auf, unseren Sport ins Rampenlicht zu bringen. Der NDR brachte einen schönen Bericht aus Travemünde und stellte den Triplette Meister mit Robin Stentenbach, Sönke Backens und Matze Laukart in den Mittelpunkt.

Weniger Glück hatte ein SWR Team mit seinem Auftritt in Mannheim bei der DPB. Mitten in die letzte Runde platzte das TV Team und baute während des Trplettes Düsseldorf gegen Horb die Technik auf. Horb fühlte sich gestört, verlor das Spiel, lag 0:2 hinten und es gab heftigen Gegenwind für das TV Team und den Veranstalter. Der nächste Versuch, während der Doubletten Zuschauer zu befragen, wurde von den Horbern unterbunden. Für Horb endete der Tag mit der Meisterschaft, das TV Team wird den Tag nicht in guter Erinnerung behalten.

Crowdfundig

Mit einer neuen Idee kam der DPV im Oktober. Crowdfunding für den 55plus Kader. Mit Hilfe von Toyota Crowd sollten 4.500 Euro gesammelt werden, um dem 55plus Kader Vorbereitungsturniere für die EM 2025 zu ermöglichen. Die Aktion wurde um zwei Wochen verlängert, brachte aber trotzdem nicht den gewünschten Erfolg.

Quelle: Toyota Crowd, Stand der Aktion

Nur 33 Unterstützer machten mit, das Ziel wurde deutlich verfehlt. Obwohl es attraktive Zusatz Angebote gab. Für z.B. 50 Euro Spende konnte eine namentliche Erwähnung bei einer Live Übertragung erworben werden.

Bei über 20.000 Lizenz Inhabern sind 33 Unterstützer natürlich ein Fanny für die Aktion. Interessant wäre die Frage, warum diese Aktion so wenige Unterstützer gefunden hat. Haben die Boulisten kein Interesse? Haben es zu wenige mitbekommen?

Oder ist das Image des Verbands so schlecht, dass die Boulisten nicht unterstützen wollten. Während der WM in Dijon habe ich Stimmen gehört wie „solange die mit so einem großen Team unterwegs sind wie bei der WM, muss doch genug Geld da sein“.

Die Themen „Aufstiegsgate“ und „Damenkader“ haben sicher nicht zum positiven Bild des Verbands beigetragen und die Boulisten nicht zum Spenden animiert.

Quelle: Toyota Crowd, Anteil der Förderung durch Toyota

Wunschliste für 2025

Einen neuen transparenten fairen Modus der Aufstiegsrunde

Transparente und aktuelle Berichterstattung durch den DPV (Bis jetzt gibt es keine Informationen vom Verbandstag im November, keine Reaktion auf die Damen Rücktritte, usw.)

Aufwertung der DPV Masters Serie durch eine Gesamtwertung und eine Berichterstattung

Einführung eines deutschen Pokals

Besetzung des Vize Kommunikation und Vergrößerung des Teams, mehr Vielfalt an den Mikrofonen (David, Sylvain, Gabriel,….)

Kontinuität im Kader und möglichst viele internationale Erfolge

Informationen

Statement, Quelle Facebook Anna, Eileen und Caro

Stellungnahme der Oppauer, wurde boule4u per Mail von Jürgen Hatzenbühler zur Verfügung gestellt

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