WM in Dijon – Team D

Im dritten Teil des WM Rückblicks schaue ich auf das deutsche Team. Neben einem Rückblick auf die Spiele gibt eine Analyse des Spiels gegen Tunesien.

Benin – mal wieder Benin

Ausgangslage

Schauen wir zunächst auf die beiden vergangenen Weltmeisterschaften in Santa Susanna 2021 und Benin 2023 zurück.

2021 wurden in der Vorrunde 3 Siege geholt, im Poule unterlag man der Türkei und Marokko, im Nationen Cup scheiterte man in der ersten Runde an Estland.
Im Tireur Wettbewerb holte Daniel Reichert 32 Punkte und verpasste damit als 17. knapp die Repechage.

2023 gelangen in der Vorrunde ebenfalls 3 Siege, im Poule unterlag man Mauretanien und den Komoren, im Nationen Cup gab es einen Sieg gegen Mali und das Aus mit 5:13 gegen Tunesien im Viertelfinale.
Im Trieur Wettbewerb holte Manuel Strokosch mit 23 Punkten Platz 23.

Das Team

Drei Spieler von Burggarten Horb und ein Düsseldorfer wurden vom Bundestrainer Sascha Koch nominiert. Daniel Reichert und Matthias „Matze“ Laukart waren 2021 in Santa Susanna im Einsatz, Tobias „Tobse“ Müller war 2023 in Benin am Start. Moritz Rosik (Düsseldorf) war 2023 mit Matze in Benin bei der Doublette WM und sie holten dort Bronze.

Ziele

Das WM erfahrene Team sprach im Vorfeld von möglichen Medaillen. Primäres Ziel war natürlich das Erreichen des Achtelfinales und im Tireur Wettbewerb mindestens die Repechage. In einem Interview auf boule4u hat Sascha Koch darauf hingewiesen, zunächst gehe es um Konstanz und das möglichst regelmäßige Erreichen des Viertelfinales. Dann geht es auf mal weiter nach oben.

Tir de Précision

Gleich zu Beginn des Wettbewerbs ging Matze an den Start. Geschossen wurde parallel auf 8 Bahnen. Matze schoss auf dem großen Feld Richtung Fernsehstudio (Bahn 6). Ob die Umgebung Auswirkungen hatte, kann nur er beantworten. Fakt ist, Matze kam nicht in den Flow, nur drei Punkte im ersten Atelier, am Ende mit 23 Punkten Platz 22. Sieben Treffer bei 20 Schuss macht eine Quote von 35%. Bitter, dass die Repechage, die durch eine Lex France auf die Plätze 5-20 erweitert wurde, wieder um einen Punkt verpasst wurde.

Knapp an der Repechage vorbei

Triplette WM

Drei Siege aus fünf Spielen sollten für die Hauptrunde reichen. Vier Siege würde ein Platz unter der ersten Acht bedeuten und damit hätte man einen Poule Kopf erreicht und das vermeintlich leichtere Programm für den Samstag.

Die Vorrunde

In Runde1 ging es gegen Malaysia. Team D startet mit Moritz, Daniel und Matze und hat keine Probleme mit dem Gegner. 13:6, am Ende bringt Malaysia 3 Buchholzpunkte.

Malaysia mit mehr Farbe im Spiel, aber deutlich weniger Punkten

In Runde 2 dann der „Knaller“ gegen das Gastgeberland Frankreich. Das Spiel kann man bei den Franzosen noch einmal schauen. Team D startet diesmal mit Tobse statt Moritz und verkauft sich sehr gut. Beim Stand von 3:10 zeigen unser Spieler, was möglich ist, wenn man offensiv spielt und trifft. Team D schenkt den Franzosen einen „Fünfer“ ein. Mehr wäre drin gewesen, wenn in den anderen Aufnahmen weniger Fehlkugeln gewesen wären. 8:13, am Ende 5 Buchholzpunkte durch France.

In Runde 3 geht es ins Zelt und dort gegen Estland. Bei gleicher Aufstellung spielt Team D konsequent und holt ein souveränes 13:5. Estland bringt einen Buchholzpunkt. Der zweite Sieg ist eingefahren, einer fehlt noch auf dem Weg zur Endrunde.

Das Spiel gegen Estland auch in Dijon nur per Stream

In Runde 4 gibt es mit Luxemburg einen bekannten Gegner. Kurz vor der WM traf man einige beim Turnier in Luxemburg. Die Fans auf der Tribüne munkelten, „das wird nicht einfach“, aber die Luxemburger brachten nicht viel auf den Platz und Team D (in unveränderter Aufstellung) schenkte dem Nachbarn ein deutliches 13:4 ein. In Runde 5 konnte Luxemburg noch einmal gewinnen und brachte Team D damit weitere drei Buchholzpunkte. Damit war die Hauptrunde erreicht und es ging nun um den 4. Sieg gegen ein weiteres Team mit drei Siegen.

Matze und Moritz haben viele Erinnerungen an Benin. In Runde 5 war es an der Zeit, diese aufzufrischen. Mit Benin gab es einen echten Kracher in Runde 5. Sascha Koch änderte die Aufstellung und setzte Matze auf die Bank. Daniel als Tireur und Moritz auf der Eins, dazu Tobse in der Mitte sollten es richten. Benin ging 4:0 in Führung, Team D konterte auf 6:4 und dann die vielleicht entscheidende Aufnahme. Moritz spielt flach zweimal an die Sau, Benin trifft mit Pallet und Carreau. Tobse versucht es ebenfalls flach, ist zweimal zu kurz. „Schuss für zwei“ wünschten wir uns auf der Tribüne. Team D entscheidet sich weiter zu legen (Minute 52), Daniel legt Punkt und kassiert ein Carreau. Die letzte deutsche Kugel verspringt. Benin schießt ein weiteres Carreau, zwei reingelegt, 6:9. Ein gutes Beispiel, wie man zu defensiv spielen kann. Die Top Nationen hätten spätestens nach den beiden Kugeln von Tobse geschossen. Denn minimieren ist besser als kassieren.

In der nächsten Aufnahme dann schon das Ende. Nach zwei Eingangskugeln (Punkt, Schuss Daniel, beide im Aus) legt Moritz einen zentralen Punkt. Marcel schießt ein SurPlace, Daniel locht, Tobse verfehlt zweimal die Sau, die letzte Kugel von Moritz wird per Pallet entsorgt, Benin muss nur noch zwei auf den Platz legen, 6:13. Das starke Benin bringt 4 weitere Buchholzpunkte (BH). Team D wird Elfter nach der Vorrunde und zieht sicher in die Hauptrunde ein. Bei einem Sieg gegen Benin wäre es mit 4 Siegen und 15 BH Platz vier gewesen.

Die Poule Runde

In der Zwischenrunde erwischte Team D mit Taiwan und Schweden einen guten Poule E. Taiwan hatte am Freitagabend einigen Stress in einer Fahrkartenkontrolle (immer die Fahrkarten entwerten in Frankreich!). Team D ging gegen Taiwan wieder mit der Aufstellung Tobse, Daniel und Matze an den Start und begann den Samstag morgen mit einem souveränen 13:4.

Nun ging es gegen Schweden um das Erobern des Poule Kopfes. Bei Schweden erinnere ich immer gerne an das Spiel 2021 in Santa Susanna. Das war ein toller 13:12 Shoot Out. Die schiessfreudigen Schweden konnten damals sogar einen Sieg gegen die Franzosen holen.

Schweden wieder mit SIMON ÅKESSON und IVAR LILJEGREN, die beide nicht nur in Spanien dabei waren, sondern schon in Travemünde zu bewundern waren. Team D (wieder Tobse, Daniel, Matze) begann auf einem hohen Niveau. Simon kam als schwedischer Tireur nicht gut ins Spiel, 6:0. Als Simon begann zu treffen, drohte das Spiel zu kippen, 5:6. Team D leistete sich weiter kaum Fehlkugeln, Simon lochte viermal in Folge, die Schweden drehten zwar, waren aber permanent unter Druck. Am Ende verfehlte Simon auch die Sau gegen Schluss, Deutschland gewann hoch verdient 13:5. Nicht nur das Achtelfinale war erreicht, sondern der Poule Kopf erobert. Damit ging es im Achtelfinale gegen einen Poule Zweiten.

Das Achtelfinale

Als der weitere Turnier Baum veröffentlicht wurde, gab es optimistische Stimmen. „Der Weg zum Halbfinale ist frei, kein Kracher in Sicht“ und „Luxemburg oder Dänemark im Viertelfinale, prima“ bekam ich per WhatsApp zugesendet. Ich schrieb: „Achtung, erstmal ist da Tunesien und die waren stark“. Tunesien spielte in Poule F gegen Madagaskar (9:13) und zweimal Malaysia (13:8 und 13:0). Und sie hatten gegen Deutschland ein „Heimspiel“, denn sie spielten im Poule schon auf Bahn drei. Deutschland hatte eine längere Pause, Tunesien ein Spiel mehr in den Knochen oder sie waren im Flow, je nach Sichtweise.

Italien im Halbfinale……….wartete auf ……….

Die Tunesier spielen seit vielen Jahren in dieser Formation, haben schon WM Erfolge erzielt und in Frankreich bei großen Turnier Serien gespielt. Der letzte Vergleich in Benin ging ebenfalls an Tunesien. Tunesien ging also als leichter Favorit ins Spiel. Team Deutschland startete wieder mit der Startformation Tobse Müller, Daniel Reichert und Matze Laukart. Nach vier Aufnahmen und einem 2:7 kam Moritz Rosik für Tobse ins Spiel und machte ein sehr starkes Spiel. Am Ende unterlag Team D mit 7:13 in zehn Aufnahmen. Schon vor Ort dachte ich wieder, es war eine Aufnahme, wie im Spiel gegen Benin, die den Unterschied gemacht hat.

Ich hatte die Gelegenheit, vor Ort das Team zu fragen, warum sie in der sechsten Aufnahme bei Kugelvorteil nicht durchgeschossen haben. „Wir wollten den Leger und den Milieu zum Schießen zwingen, die hatten noch nicht geschossen“ war die Antwort des Teams. Nicht Teil des Plans waren zwei verlegte Kugeln und ein Carreau für zwei des Tunesiers.

Ich habe mich dann gefragt, war es diese eine Aufnahme oder warum hat Tunesien dieses Spiel gewonnen. Ich habe dann die zehn Aufnahmen analysiert und bewertet. Wer hat was gespielt und wer hatte welche Quoten. Daraus ergeben sich die folgenden Zahlen:

Tunesien hat zwei Kugeln weniger gespielt, in der letzten Aufnahme wurden vier Carreaus geschossen, der Leger musste nicht mehr spielen. Es fällt auf, dass Tunesien nicht öfters geschossen hat als das deutsche Team. Allerdings ist die Carreau Quote deutlich höher. Bei allen Quoten liegen die Tunesier ca. 10 Prozent über den Deutschen, so dass der Sieg folgerichtig nach Tunesien ging. Moritz Rosik sticht mit fast 92 Prozent Lege Quote heraus. Bei Tunesien schießt der Tireur Bougriba starke 70 Prozent und produziert 11 Carreaus. Der Leger schießt genau einmal und macht damit bei 3:7 das 3:9, das bei offensiverem Spiel der Deutschen auch ein 5:7 hätte sein können. Wenn man denn getroffen hätte, denn die Treffer Quote von 54 Prozent garantierte das nicht.

Fazit

Platz 22 im Tireur Wettbewerb und Platz 9 im Triplette sind die nackten Zahlen. 23 Punkte für Matze sind sicher unter seinen Möglichkeiten. Im Triplette haben wir eine deutsche Mannschaft gesehen, die den zahlreichen Fans in der Halle und zuhause an den Bildschirmen viel Freude gemacht hat. Die schlagbaren Gegner hatte man alle im Griff gehabt, gegen Frankreich auf dem Center Court hat man Werbung für das deutsche Petanque gemacht, den Schweden hat man den Poulekopf entwendet, gegen starke Tunesier hat man gut mitgehalten aber verdient verloren. Die Aufstellungen/Rotationen haben gut funktioniert, die Vier haben sich als Einheit präsentiert. Wenn es etwas zu verbessern gibt, dann die Konstanz (Quoten). Mein subjektiver Eindruck von der Tribüne war, dass der offensivere Ansatz in der Regel der erfolgreichere ist. Ein gutes Beispiel war der Fünfer gegen Frankreich, ein weiteres der gefangene Fünfer gegen Benin.

Die deutschen Herren sind näher an die Weltspitze gerückt, beim nächsten mal geht es vielleicht noch etwas weiter.

Danke an das gesamte Team (Spieler, Trainer, Betreuer, Kommunikations-Team) für den deutschen Beitrag zu einer gelungenen WM in Dijon.

 

Autor

Das könnte dich auch interessieren …

Eine Antwort

  1. 05/01/2025

    […] WM in Dijon – die Gewinner WM in Dijon – Ein Rückblick WM in Dijon – Team D […]

Schreibe einen Kommentar