Von Dijon nach Santa Susanna, ein Kommentar
Was für eine Sensation bei der Herren Europameisterschaft. Deutschland holt völlig verdient Gold. Bei der letzten EM mit Platz 25 komplett enttäuscht, wurde die Boule Welt nun auf den Kopf gestellt. Wie konnte es dazu kommen?
Die Basis wurde schon 2022 in Karlslunde gelegt. Matze Laukart und Daniel Reichert spielten dort gemeinsam ein tolles Vor-Turnier und dann die WM. Das Potenzial war zu erkennen, beide spielten gut zusammen unter dem damaligen Bundestrainer Sebastian Lechner. Mit Tobias Müller spielen sie seit Jahren zusammen erfolgreich für Burggarten Horb. Der aktuelle Bundestrainer Sascha Koch stellte ihnen Tobias an die Seite und ergänzte das Team mit dem Düsseldorfer Moritz Rosik. Matze und Moritz hatten in Benin 2023 Bronze bei der Doublette WM geholt. Zu viert ging es zur Triplette WM 2024 nach Dijon.

Bei der DM auf der Tromm hatte ich die Gelegenheit, ein Gespräch mit Armin Hogh (DPV Kader Veteranen) zu führen. Wir schauten gemeinsam den Stream gegen Luxemburg. „Ein Team muss reifen und zusammenwachsen“ sprach Armin und „es war ein super Entscheidung, die Vier wieder gemeinsam spielen zu lassen“. Dies ist der eine Teil, der zu dem grandiosen Erfolg geführt hat. Ein (Triplette) Team muss sich kennenlernen und vertrauen, muss gemeinsam an Niederlagen wachsen können und sich entwickeln. Sascha Koch, der Bundestrainer Männer, gab Matze, Moritz, Daniel und Tobse die Gelegenheit. Nach Dijon (WM 2024) gab es weitere gemeinsame Turniere, die vier konnten weiter zusammen wachsen. In Dijon war die Klasse schon zu erkennen, in einigen Partien wie gegen Benin und Tunesien wäre vielleicht schon mehr drin gewesen, es fehlte, mir als Zuschauer auf der Tribüne, manchmal der Mut zu noch offensiverem Spiel.

Dies wurde nun in Santa Susanna geändert. Es wurde offensiv gespielt, geschossen was die Kugeln hergaben und wenn man dann trifft, bezwingt man die stärksten Gegner. Die Statistik im Finale belegt dies eindrucksvoll. Doppelt so oft geschossen wie die Franzosen und dabei unzählige Carreaus und Pallets erzielt. Klar, um offensiv zu spielen, benötigt man die entsprechenden Quoten. Mit jedem Sieg erspielte sich das Team mehr Selbstvertrauen, spätestens nach dem Sieg gegen Italien war klar, die Vier können bei dieser EM jeden schlagen. In dem Rausch, in den sich Team D gespielt hat, klappt dann eben alles. Matze ist komplett heiß gelaufen, Daniel hat hervorragend nachgeschossen und mit Tobse Müller verfügt Team D über einen Leger, der sicher die wichtigen letzten Schüsse treffen kann.
Hut ab und größten Respekt, an Sascha Koch, wie er das Team eingestellt hat und an „unsere“ vier Musketiere. Ihr habt der Boule Welt gezeigt, dass nicht nur Frankreich, Italien, Thailand und Madagaskar dieses Spiel auf höchstem Level beherrschen. Die Welt kennt nun Alemania mit Matthias „Matze“ Laukart, Daniel Reichert, Moritz Rosik und Tobias „Tobse“ Müller.
Mit diesem Sieg kann Deutschland mit breiter Brust bei den kommenden Meisterschaften auftreten. Vielleicht gelingt es, den Erfolg medial optimal zu präsentieren, weitere Sponsoren zu finden, den Verband weiter zu professionalisieren, Petanque für den Nachwuchs noch interessanter zu machen, damit in Zukunft weitere Erfolge erzielt werden können. Die Basis ist gelegt.
Eine Netzreaktion aus Frankreich

Übersetzung: Die französische Niederlage im Finale der Europameisterschaft im Dreifach-Pétanque war nicht auf einen technischen Fehler unserer französischen Spieler zurückzuführen, sondern auf einen allgemeinen technischen Fehler!!
Wir haben halb so viele Schüsse abgegeben wie die Deutschen 🇩🇪, aber mit einer besseren Trefferquote!!
Spanische Plätze bevorzugen Angriff, und wir haben nur defensiv gespielt!!!
Es ist eine Schande für eine Nation, die diesen Sport erfunden hat, taktisch so zu versagen.
Quo vadis Frankreich?
Lange Jahre waren im Petanque und vor allem im Herrenbereich die Franzosen das Maß aller Dinge. Gold und nichts als Gold war die Vorgabe. Die Boule Welt hat sich verändert. Nicht nur die Asiaten haben aufgeholt und die Franzosen teilweise überholt, auch die anderen Europäer haben sich enorm entwickelt. Die WM 2022 in Karlslunde war der erste Dämpfer für Frankreich. Statt fünf Titel gab es nur eine Bronze Medaille. Bei der Heim WM in Dijon sollte es zweimal Gold geben, am Ende gab es wieder nur Bronze im Triplette. Im Halbfinale zeigte Madagaskar den Franzosen klar die Grenzen auf. Mit mutigem und offensivem Spiel.
In Marseille mussten die Franzosen mit Entsetzen beobachten, wie zum ersten mal ein „nicht französisches“ Team den Pokal holte. Wieder war es Madagaskar.
Wenigstens die EMs sollten noch in französischer Hand bleiben. Weit gefehlt. Das Star Team der Veteranen um Suchaud und Fazzino unterlag fast Team D im Achtelfinale, im Viertelfinale unterlag man deutlich der Schweiz. Bei den Senioren holte Mikael Bonetto immerhin den Tireur Titel, im Triplette Finale war man gegen Deutschland chancenlos und wurde ähnlich wie im Halbfinale in Dijon, an die Wand gespielt.
Die Boule Welt freut es, die Meisterschaften sind spannender und offener geworden. Die Franzosen werden überlegen müssen, ob und wie sie zu alter Klasse und Stärke zurückkommen können. Die letzten Events waren ein Waterloo.
Eine Antwort
[…] der grandiose Erfolg unserer Herren bei der Triplette EM. Dazu lest ihr alles im Bericht und im Kommentar. Hier ein Rückblick auf die Doublette DM und ein Ausblick auf die kommenden […]