WM in Dijon – Ein Rückblick

Nun ist eine Woche ins Land gegangen, die WM in Dijon ist eine schöne Erinnerung an ein einmaliges Event. Im ersten Teil des Rückblicks wurden die Gewinner gewürdigt, hier nun Teil 2, ein persönlicher Rückblick auf die WM in Dijon.

11 Plätze in der Halle, anspruchsvoller Boden- freie Sicht (meistens)

Die Location

Dies war meine dritte WM vor Ort. In Santa Susanna (Herren Triplette) und Karlslunde (Doublette/Tete) war ich noch für den DPV im Kommunikationsteam vor Ort, nun also die Premiere als Zuschauer. Eine Eventhalle als Boulehalle klang spannend, erste Bilder auf Facebook und die Aufforderung ein Fernglas mitzubringen, machten uns skeptisch. Vor Ort dann Entwarnung. Ob Ober- oder Unterrang, von allen Plätzen waren die Spiele gut zu beobachten. Die drei quer angelegten Hauptplätze waren immer sehr gut verfolgbar, die Spiele auf den dahinter liegenden acht Feldern kosteten etwas Geduld und Mühe, denn immer stand jemand in der Sichtlinie. Die Halle war gut temperiert, das Catering okay aber nicht preisgünstig (Bier 0,4 für 7,50 Euro). Rund um die Halle gab es food trucks, Kugelhändler und Spielangebote. Es war alles gut organisiert, die Wartezeiten beim Einlass und an den Ständen war okay. Am Eingang wurde jeder abgetastet und die Rucksäcke wurden kontrolliert. Außer Obst durfte man nichts mit in die Halle nehmen.

Die Stimmung in der Halle war großartig. Es gab Lichtshows, einen Einpeitscher, viel Musik, eben eine Eventhalle. Super!

Beeindruckende Atmosphäre

Das Zelt

Da 11 Plätze nicht ausreichen für ein 48er Feld, wurde hinter der Halle ein Zelt errichtet. Man nehme einen Asphaltparkplatz, werfe etwas Kies drauf, baue eine Mini Tribüne auf, setze ein paar Balken, fertig ist der WM Außenbereich. Da die Heimmannschaft dieses Zelt nie betreten wird, kein Problem für die heimischen Fans. Ist man aber Fan eines anderen Teams, dann darf man frieren und spielt die eigene Mannschaft in der hinteren Reihe, dann sieht man eben nichts. Am Samstag bei einem etwas heftigeren Regen lief die Halle voll Wasser und wurde für weitere Spiele nicht mehr genutzt. Das war einer WM unwürdig. In Benin wurde es besser gelöst, da sparte man sich gleich eine Halle und alle durften mal nass werden. Das war Egalité

Karo Einfach……für die Zuschauer sehr unfreundlich

Die Zuschauer

5.000 Karten waren über den Tresen gegangen, ausverkauft. Die Mehrzahl der Karten ging natürlich an die Franzosen, die gekommen waren, um zweimal Gold zu feiern. Erstmals richtig voll wurde es am Freitag Mittag, die Heimmannschaft wurde wie Popstars gefeiert und unterstützt. Das fast immer fair, nur beim Spiel gegen die Spanier wurden Fehlschüsse des Gegners beklatscht. Für die anderen Teams war es eine Herausforderung, den Fokus auf das eigenen Spiel zu legen, wenn gerade die Franzosen besungen oder angefeuert wurden. Vielleicht war es aber auch eine extra Motivation, Moritz Rosik fand die Atmosphäre „einfach nur geil, jede Kugel hat Spaß gemacht“.

Wir saßen unter den Franzosen und kamen in viele Gespräche. Anfangs wunderten sie sich, dass wir an anderen Stellen jubelten, bald hatten sie verstanden, dass wir Team D anfeuerten. Von da ab, zeigten sie Interessen an den schwarz gekleideten Spielern und sparten nicht mit wohlwollenden Kommentaren. Es gab einen relativ großen deutschen Fanblock, der neben den belgischen und den Fans aus Madagaskar am Lautesten in der Halle zu hören war.

Team D – die Supporter

Etwas schade war, dass aus dem Tireur Wettbewerb nach dem Aus von Dylan Rocher die französische Luft raus war. Sei es beim Halbfinale oder auch beim Finale, die Halle war nicht mehr gut besucht.

Frankreich ist raus, Aufbruchstimmung

Selbst beim hochklassigen WM Finale Italien gegen Madagaskar gab es deutlich sichtbare Lücken auf der Tribüne. Die, die da waren, sahen ein fantastisches Finale und feierten dies lautstark. Gänsehaut gab es, wenn die Spieler in den Kreis gingen und es mucksmäuschenstill wurde. Die Anspannung war mit den Händen zu greifen, die Lüftung der Halle war zu hören, dann der Schuss, das nächste Carreau und die Halle explodierte.

Allez les Bleaues

Die Organisation

Vor Ort möchte man Informationen und einen reibungslosen Ablauf. Der Zeitplan wurde bis zum Samstag eingehalten, die zweisprachigen Durchsagen brachten einige Informationen. Auf dem Großbildschirm in der Halle wurden der Zeitplan und einzelne Ergebnisse angezeigt. Die Ergebnisse der ersten fünf Runden leider nicht, die nächste Auslosung musste man erlauschen. Die deutschen Fans wurden per WhatsApp von Mischa Dörhöfer informiert. Toll war, das man in der Halle die Fernsehübertragung auf dem Bildschirm verfolgen konnte. So hatte man das Live Feeling und die Zeitlupen, wenn mal was nicht direkt zu sehen war.

Einige Änderungen im Ablauf waren weniger positiv. Im Tireur Wettbewerb wurde zugunsten von Dylan die Anzahl der Repechage Schützen von 12 auf 16 erhöht. Sportlich geht das nicht, aus Veranstaltersicht nachvollziehbar. Am Samstag wurden die Dritten der WM Poules kurzerhand aus dem Nations-Cup geworfen, da aufgrund des Wassers im Zelt eine Runde gespart werden musste. Damit war der Nations-Cup komplett verwässert, die vermeintlich stärksten Teams waren schon draußen. Die für Sonntag angekündigten Zeiten der Halbfinalspiele und des Finales des NC wurden geändert. Eigentlich sollten die in den Pausen der WM stattfinden, nun liefen sie irgendwie nebenher, bekamen keine Aufmerksamkeit und störten eher die Spiele auf dem Center Court. Damit tat man den Sportlern keinen Gefallen und die Zuschauer hätten gerne in der langen Pause bis zum WM Finale das Finale des Nation-Cups gesehen.

Hier fehlte etwas der Respekt. Dies war auch am Donnerstag so, als der Tireur aus dem Senegal als letzter um den Einzug ins Viertelfinale schoss. Da wurden schon mit lautem Gehämmer die Schussbahnen auf den Nebenbahnen abgebaut. Das geht so nicht, hätte Dylan geschossen, wäre sicher nicht gehämmert worden.

Am Samstag etwas aufmerksamer. Hämmern, wenn niemand im Kreis steht

Der Sport

Bei einer WM treffen sich die Besten der Welt, um einen Weltmeister zu ermitteln. Im Vorfeld fragte man sich, kann Frankreich den Titel von Thailand zurückerobern. Eine Woche vor der WM kamen dann die Gerüchte, dass Thailand als Titelverteidiger nicht teilnehmen würde. Am Mittwoch dann die Gewissheit. Über die Gründe wurde viel spekuliert, mir wurde von Insidern mit Verbindungen zum thailändischem Nationalteam berichtet, der thailändische Präsident hätte die Teilnahme verboten. Wie immer es war, für die Sportler und den Sport war es jammerschade!

Asien war damit quasi raus. Kambodscha kam zwar noch ins Viertelfinale, wurde dort aber von den Franzosen vorgeführt bzw. führte sich selber vor. Im Achtelfinale fanden sich von 16 Teams neben Kambodscha 9 aus Europa, 5 aus Afrika und etwas überraschend Kanada. Mit Frankreich, Italien und Madagaskar erreichten die drei Top Favoriten das WM Halbfinale, Tunesien verbaute leider Team D den Weg zur Medaille und komplettierte die letzten Vier.

Bärenstark, cool und sympathisch zeigte sich Benin. In Runde 5 Team D geschlagen, im Achtelfinale Spanien besiegt und im Viertelfinale hauchdünn gegen den späteren Weltmeister unterlegen. Benin gegen Italien zählte zu einem der Höhepunkte der WM. Auf hohem Niveau und emotional aufgeladen, konnte die Partie die Zuschauer in der Halle begeistern. Benin hat gezeigt, dass es auch ohne den Heimvorteil vorne mitspielen kann.

Überhaupt ist es das Schöne einer WM, dass man neben den Stars auch die Exoten des Sports spielen sieht. Ob es der Kongo ist oder Neuseeland (danke für den Tanz vor dem Tireur Wettbewerb), Tahiti oder Australien, es macht viel Spaß allen zuzusehen und die Teams anzufeuern. Leider hat man nur zwei Augen und kann nicht alle Spiele sehen. Es gab viele spannende Spiele, in der Spitze gab es ein Top Niveau, die anderen begeisterten mit ihrem Engagement.

Die Schiedsrichter

Viele der gestreiften Aktiven waren im Einsatz. Sie machten ihre Sache zum größten Teil sehr gut. Immer präsent, immer freundlich, immer bemüht, erst zu ermahnen und dann zu sanktionieren, machten sie das, was ein Schiedsrichter tun sollte. Die Spiele begleiten und souverän über die Regeln wachen. Leider gab es dann zwei Ausnahmen. Am Donnerstag war die kanadische Schiedsrichterin beim Trieur Wettbewerb für die Punkte zuständig. Im Atelier drei gab sie einen Punkt, obwohl eine der zwei schwarzen Kugeln weit aus dem Kreis rausgeschossen war. Große Aufregung. Kann natürlich passieren, sollte es auf diesem Niveau nicht. Dass dann am Samstag die selbe Schiedsrichterin wieder für die Punktevergabe eingesetzt wurde, sie den gleichen Fehler wieder machte, sie dann noch beim zweiten Atelier drei Punkte gab, obwohl die Kugel deutlich vor der Sau aufkam, das war dann nicht mehr zu verstehen. Hoffentlich erhält sie bis zur nächsten WM eine Nachschulung.

Die Stars

Neben den vielen tollen Sportlern gibt es die, für die die Zuschauer besonders „brennen“. Im Team Frankreich überstrahlte Dylan Rocher alles, „DiDi“ Anfeuerung vor jedem Schuss. Philippe Suchaud wird von seinen Landsleuten verehrt. Bei den Italienern sind Diego Rizzi und Alessio Cocciolo nicht nur bei den italienischen Fans beliebt, da sie lange für Frejus gespielt haben bzw. spielen. Für Aufsehen sorgt der Spanier JESÚS ANTONIO ESCACHO ALARCÓN und mit dem Tireur Weltmeister JEAN-FRANCOIS RAKOTONDRAINIBE ist ein neuer Star geboren.

a star is born – der Tireur Weltmeister aus Madagaskar

Hoffen wir, dass wir alle bei der nächsten WM wieder sehen und dass dann die Stars aus Thailand wieder dabei sein können.

Fazit

Die WM in Dijon war ein Mega Event. Ausgerichtet auf das französische Team sollte es eine Gala für zwei abonnierte Goldmedaillen werden. Es wurde eine Top Veranstaltung mit tollem Sport und einem verdienten Weltmeister. Italien hat alle Spiele gewonnen, hat sich durch das Benin Spiel gekämpft und hatte am Ende das Glück des Tüchtigen. Madagaskar hat sich eindrucksvoll zurückgemeldet, hat Gold im Tireur und Silber im Triplette geholt und die Halle begeistert. Im Finale war es die bessere Mannschaft, aber es sollte (noch) nicht sein mit dem Gold.

Es war beeindruckend, wie die Franzosen ihr Team unterstützt haben, am Ende war der Druck vielleicht zu groß und gegen Madagaskar fehlten den Franzosen die Mittel, um mit einem „echten“ Gegner umzugehen. Mit Philippe Suchaud ist der zweite der großen Philippe’s aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. Der französische Trainer ist ebenfalls zurückgetreten, spannend wird sein, ob und wie Frankreich die verlorenere Dominanz im Welt Petanque zurückerobern kann.

Ich bedanke mich für eine tolle WM, die vor Ort sehr viel Spaß gemacht hat und die medial erstklassig in die Welt gesendet wurde. Die Planungen für Rom beginnen.

Teil drei des Rückblicks wird einen Blick auf Team D werfen…..

Impressionen

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2 Antworten

  1. Ursula sagt:

    Lieber Hein,
    ich war ja dabei, aber wohl doch nicht so richtig! Dein Beitrag hat mir so Einiges mehr gesagt, als ich in dem „berauschenden DrumRum“ mitbekommen habe. Jedenfalls, was die Feinheiten angeht!!

    Toll geschrieben!
    Herzlichen Dank und ebensolche Grüße
    Ursula

  1. 06/01/2025

    […] in Dijon – die Gewinner WM in Dijon – Ein Rückblick WM in Dijon – Team […]

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